ABSCHLUSSTAGUNG UND FESTAKT: CERAMICS AND ITS DIMENSIONS
Das EU-Projekt „Ceramics and its dimensions“, das durch das Porzellanikon in Selb und Hohenberg an der Eger federführend betreut wurde, geht nach vier Jahren zu Ende. Anfang dieser Woche trafen sich die Projektpartner aus ganz Europa in den Räumen der bayerischen Landesvertretung in Berlin zu ihrer Abschlusstagung. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Das interdisziplinäre Projekt hat nachhaltige Impulse gesetzt – und zwar mit Blick auf die Geschichte der Keramik wie auf deren Gestaltung und Produktion.
Im Rahmen des Projekts fanden zwei wissenschaftliche Tagungen statt: 2015 in Belgrad und 2017 in Stoke-on-Trent. Das erklärte Ziel der beiden Veranstaltungen war, das keramische Erbe für die Kreativität von morgen fruchtbar zu machen und den Dialog zwischen Forschung und Gesellschaft zu fördern. Gerade die Auftaktveranstaltung trug zur Bildung länderübergreifender Netzwerke bei. Die auf Papier und in digitalen Formaten dokumentierten Debatten sind eine Fundgrube von bleibendem Wert.
Die Sichtbarkeit für ein breites Publikum gewährleistete eine Wanderausstellung, die das Museo Internazionale delle Ceramiche aus Faenza erarbeitet hat und die 2015 in Selb zu sehen war. Sie bewies, dass Keramik eine universale Sprache ist, die ihre lokalen Dialekte hat. Diese Vielfalt ist nur zu erfassen, wenn Museen international kooperieren. Vor allem aus Ostmitteleuropa zeigte die Schau viele Objekte, die unser Bild der Keramik im 20. Jahrhundert verändern. Schätze, die vor aller Augen sind und doch meist übersehen werden, dokumentierte das Keramikmuseum in Valencia. Hier entstand eine Datenbank baugebundener Keramik, die von Buchpublikationen und Social-Media-Aktivitäten flankiert wurde. Ohne die gebündelten Kompetenzen mehrerer Institutionen wäre dieser Kraftakt nicht möglich gewesen.
Ein Kernthema des Projekts war die aktive Gestaltung der Zukunft. Dabei geht die Sorge um die kulturelle Überlieferung mit der Förderung künstlerischer und technischer Innovationen Hand in Hand. Im Modul „Shaping the future“ kamen Studierende aus Helsinki, Berlin, Belfast und Kopenhagen zu einem Workshop in die Porzellanfabrik Kahla in Thüringen. Parallel wurden herausragende junge Künstler als „Future lights in ceramics“ ausgezeichnet. Einen zentralen Baustein lieferte das Potteries Museum in Stoke-on-Trent mit seinem Rezeptbuch für die museumspädagogische Arbeit mit Ton. Zur nachhaltigen Bewahrung aller Projektergebnisse dient die Online-Umgebung „Ceramic City“ der TU Ilmenau.
Mit einem Festakt am Abend würdigte die Landesvertretung die jahrzehntelange Aufbauund Vernetzungsarbeit des Porzellanikons, das erst seit 2014 staatliches Museum ist. Die Politik hat erkannt, dass Museen einen Beitrag zur Bewältigung des Strukturwandels leisten und zollte dem langjährigen Direktor Wilhelm Siemen Anerkennung. Nach seinen Worten ist das Porzellanikon ein Haus, das Verantwortung für die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft übernimmt und dazu die Verankerung in der Region wie im Globalen sucht.
Christoph Schmälzle
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