DER VISIONÄR UND SEIN WERK
Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler verabschiedet Wilhelm Siemen, Gründungsdirektor des Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan in den Ruhestand Ein Höhepunkt der Veranstaltung ist die Verleihung der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Selb an den Museumsdirektor und der Eintrag in das Goldene Buch der Stadt
SELB. Nach 35 Jahren geht Wilhelm Siemen, Gründungsdirektor des Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan in den Ruhestand. Bei einem Festakt zur Verabschiedung am 9. Oktober 2019 würdigten Vertreter aus Politik und Gesellschaft, darunter Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin von Oberfranken sowie Dr. Karl Döhler, Landrat des Landkreises Wunsiedel i. Fichtelgebirge, dessen Lebenswerk. Dabei hinterlässt Siemen nichts weniger als Europas größtes Spezialmuseum für Porzellan, das 2014 vom Freistaat Bayern zum Staatlichen Museum erklärt wurde. Sein Verdienst ist umso bemerkenswerter, da er aus dem Nichts mit Kreativität, visionärem Geist und Beharrlichkeit in der noch heute führenden Porzellanregion Deutschlands eines der bedeutendsten Museen seiner Art schuf: Das Porzellanikon mit seinen beiden Standorten Hohenberg an der Eger und Selb. Staatsminister Bernd Sibler nannte bei der Festrede „die Entwicklung des Porzellanikons von seinen Anfängen am Standort Hohenberg hin zu Europas größtem Spezialmuseum für Porzellan eine sagenhafte Erfolgsgeschichte“. Hauptverantwortlich dafür sei eine Konstante in den bewegten Zeiten des Auf- und Ausbaus im Wandel der Region: Direktor Wilhelm Siemen. „Mit seinem unermüdlichen Einsatz hat er Museumsgeschichte geschrieben! Das verdient meinen größten Dank und Respekt!“, so Sibler weiter.
Das Museum verfügt heute über eine Ausstellungsfläche von insgesamt 10.000 Quadratmetern und beherbergt eine europaweit einzigartige Sammlung von rund 240.000 Porzellanobjekten vom 18. Jahrhundert bis in die Jetztzeit. Von besonderer Bedeutung ist die Sammlung der industriell hergestellten Porzellane des 19. bis 21. Jahrhunderts. Dem gebürtigen Westfalen Siemen ist es zu verdanken, dass die Besucherinnen und Besucher heute im Porzellanikon eine neuartige und einzigartige Entdeckungsreise in die Welt des Porzellans erleben können: Während in der „Villa“ in Hohenberg die Kulturgeschichte des Porzellans der vergangenen drei Jahrhunderte sinnlich erlebbar ist, zeigt der außergewöhnliche Rundgang durch die historischen Fabrikgebäude in Selb unter anderem die Herstellungsprozesse des Porzellans von den Rohstoffen bis zum dekorierten Stück, aber auch die Einsatzbereiche von High-Tech-Keramik. In einem alten Brennhaus ist die Rosenthal-Ausstellung untergebracht, welche einen beeindruckenden Überblick über die Design- und Porzellangeschichte der Firma Rosenthal gibt. In ihrer Laudatio bezeichnete die Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz das Porzellanikon als „das staatliche Vorzeigemuseum in Oberfranken mit internationaler Strahlkraft.“ Unter der äußerst erfolgreichen Leitung des Gründungsdirektors Wilhelm Siemen sei im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge Europas größtes und sicher auch vielfältigstes Museum für Porzellan und Technische Keramik entstanden.
Darüber hinaus hat sich das Haus unter Wilhelm Siemen durch regelmäßige Sonderausstellungen zu ausgewählten Themen einen Namen gemacht. Mit der Großausstellung Königstraum und Massenware 2010 mit Exponaten von über 100 Leihgebern aus über 20 Ländern wurde zum Jubiläum des europäischen Porzellans eine Besucherresonanz erzeugt, die ihresgleichen sucht. In diesem Jahr kamen mehr als 100.000 Menschen in das Porzellanikon. Zudem ist es Siemens‘ Verdienst, dass mit dem Zentralen Archiv für die Deutsche Porzellanindustrie, eines der ersten Branchenarchive überhaupt, und eine der größten Fachbibliotheken im Porzellanikon untergebracht werden konnte. Landrat Dr. Karl Döhler hob das Porzellanikon in seiner heutigen Form als „das Lebenswerk von Wilhelm Siemen“ hervor. Es sei eine Institution, die den Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge auf Jahrzehnte hin bereichern werde.
Was der studierte Historiker und Publizist Siemen, der 1984 als wissenschaftlicher Mitarbeiter nach Hohenberg kam, um dort schon ein Jahr später die Leitung des örtlichen „Museums der deutschen Porzellanindustrie“ zu übernehmen, in seiner Zeit als Museumsdirektor geschaffen hat, findet auch in der Fachwelt höchste Anerkennung: Der Berliner Kunsthistoriker und FAZ-Journalist Dr. Christoph Schmälzle fasste in seinem Festvortrag die Leistung Siemens‘ mit den Worten zusammen: „Die Geschichte des Porzellanikons ist eine ganz unwahrscheinliche Museumsgeschichte. In weniger als vier Jahrzehnten entwickelte sich das Haus aus bescheidenen Anfängen zu einer der größten Einrichtungen ihrer Art in Europa. Diese enorme Aufbauleistung ist das Verdienst von Wilhelm Siemen, der das Museum mit visionärer Kraft von 1984 bis 2019 leitete.“
Als besondere Ehre und emotionaler Höhepunkt des Festakts wurde dem scheidenden Museumsdirektor durch den Oberbürgermeister der Stadt Selb, Ulrich Pötzsch, die Goldene Bürgermedaille verliehen. Zudem trug sich Wilhelm Siemen in das Goldene Buch der Stadt ein. Mit Dankbarkeit für das Wir und die Begegnungen und das Miteinander auf diesem langen und nicht immer einfachen, aber erfolgreichen und letztlich beglückendem Weg nahm Siemen den Preis entgegen und bedankte sich bei seiner Familie, seinem Team und den Anwesenden. „Der Aufbau des Porzellanikons und der Ausbau zu einem staatlichen Museum von internationaler Ausstrahlung sei maßgeblich durch das Miteinander der Menschen vor Ort ermöglicht worden – von lokalen Vereinen und Vereinigungen bis zu gesellschaftlichen und politischen Kräften in der Region“, kommentierte Siemen seine Verabschiedung. Aber auch Kooperationsprojekte in Europa und Asien sowie die gezielte Einbindung der Porzellanbranche und des Bildungsbereichs von den Schulen bis zu den Hochschulen waren nach Siemen wesentliche Grundlagen für den Aufbau des Hauses, wie es sich heute präsentiert.
Biographie
Wilhelm Siemen wurde 1955 in Paderborn geboren und besuchte dort das Gymnasium Theodorianum. 1981 schloss er sein Studium der Geschichtswissenschaften und Publizistik an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster mit dem Magister Artium ab. Ab 1982 absolvierte er am Freilichtmuseum Hagen, Landesmuseum für Technik- und Handwerksgeschichte, ein zweijähriges wissenschaftliches Volontariat. 1984 wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das als Schauraum dienende „Museum der deutschen Porzellanindustrie“ in Hohenberg an der Eger, das als Nebenstelle des Fichtelgebirgsmuseums in Wunsiedel betrieben wurde. Siemen erarbeitete die Konzeption für ein eigenständiges Museum und wurde 1985 dessen Leiter. Da auch Selb, die Stadt des Porzellans, die Einrichtung eines Porzellanmuseums plante, wurde Wilhelm Siemen mit der Entwicklung eines beide Städte umfassenden Museumskonzeptes beauftragt. Auf dieser Basis entwickelte sich in den Folgejahren die Unterscheidung in die „Villa“ in Hohenberg, wo zukünftig Formen und Dekore in ihrer Entwicklung bis zum Ende des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt stehen, und der „Fabrik“ für die Industriegeschichte und die Technische Keramik. Es folgte 1988 der Ankauf der 1969 stillgelegten Porzellanfabrik „Rosenthal - Bahnhof Selb“. Für die folgenden Bauabschnitte und das Gesamtkonzept zeichnet Wilhelm Siemen verantwortlich. Nach Beendigung der Aus- und Aufbaumaßnahmen in Selb wurde das Porzellanikon mit seinen beiden Standorten 2014 vom Freistaat Bayern zum Landesmuseum erklärt.
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Die Zugangsdaten zum Abrufen der Bilder können Sie per Email bei pressestelle(at)porzellanikon.org anfragen.
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